Benedikt

Klostergeschichte gestern und heute 2. Teil

Klostergeschichte gestern und heute 2. Teil

Wenn man nun bedenkt, dass Fürsten und Herrscher sich bis dahin fast nur um das eigene Wohl kümmerten, Steuern von Arbeitern und Bauern eintrieben, die Ressourcen schröpften und sich Reichtümer anhäuften, so kann man sich den Wunsch der Bevölkerung nach medizinischer Versorgung, Bildung und Wohlstand vorstellen. Klöster a la Benediktiner boten dies. Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens war in der breiten Masse kaum bis gar nicht vorhanden und war Ordensleuten und dem Adel vorbehalten. Der Adel schickte seine Nachkommen oft ins Kloster um dort ausgebildet zu werden. Normale Leute konnten sich dies in der Regel nicht leisten. Die Ausbildung war nicht billig zu haben und so kamen die Klöster zu Landbesitz und Geld. Sie wurden auch durch Schenkungen fürstlich entlohnt. Nicht selten vermachten weltliche Fürsten den Klöstern großzügige Spenden, in der Hoffnung dadurch doch noch ins Himmelreich zu kommen. Später wurden Ablassbriefe verkauft um an noch mehr Reichtum zu kommen. Außerdem wurden Landesfürsten vom König dazu verdonnert Abgaben an die Klöster zu entrichten. So kamen die Klöster zu viel Reichtum. Reichtum bedeutete aber auch Macht. Auch an Nachwuchs mangelte es nicht, denn es wurden üblicherweise mindestens ein Sohn oder Tochter einer Familie ins Kloster gesteckt, ob sie wollten oder nicht. Bestes Beispiel und bekannte Persönlichkeit war Hildegard von Bingen, welche später Äbtissin einer Benediktinerinnenabtei wurde.

Ein wesentlicher Aspekt in der (Kloster)- Kirchengeschichte ist die Vermischung von weltlichen Herrschern und geistlichen Führern.
Man muss unterscheiden zwischen der Weltkirche, unterteilt in Diözesen und Gemeinden, Bistümer) und der klösterlichen Welt.
Die weltliche Kirche verlieh Ämter wie Bischof, Kardinalswürden, ernannte Erzbischöfe und gleichzeitig damit verbunden waren Ländereien, Steuerrecht und andere Annehmlichkeiten an weltliche Fürsten, die zum Teil verheiratet waren und Kinder hatten. Das hatte zur Folge, dass diese Ämter beim Versterben desjenigen einfach weitervererbt wurden. So konnte es passieren, dass auf einmal ein zwölfjähriger Junge mal eben Bischof wurde. Alles in einem war es ein riesengroßer Klüngel mit vielen Streitereien und Krieg. Die endgültige Trennung von Staat und Kirche vollzog sich wesentlich später und ist nach gängiger Lehrmeinung immer noch nicht gänzlich vollzogen.

Die Klöster unterstanden dem ansässigen Bischof, hatten im täglichen Politikgeschehen sicherlich eine Menge zu sagen waren dabei aber meistens im Hintergrund die Strippenzieher. Die meisten Ordensleute taten ihre Arbeit, versuchten autag gemäß ihrer Regel zu leben.

Damit dieser Beitrag nicht ganz zu trocken wird, wenden wir uns einer genüßlichen Sache zu. Dem BIER.
Man sagt den Benediktinern nach, dass sie das Brauen erfunden hätten. Das stimmt nicht ganz, vergorene Flüssigkeiten aller Art gab es schon im frühen China oder im Nahen Osten. Wir kennen alle Bilder von dicken Mönchen mit eine großem Krug Bier in der Hand.

Bierherstellung gleich Frauensache. Das änderte sich erst kurz vor der Jahrtausendwende. Das Christentum war im 6. und 7. Jahrhundert durch irische Missionare nach Europa gekommen. Als Karl der Große im Jahre 800 n. Chr. deutscher Kaiser wurde, gab es alleine in Bayern 300 Klöster, von denen einige schon seit 150 Jahren Bier brauten: sogenannte Klosterbrauereien.

Als festgelegt wurde, dass die weltlichen Fürsten an die Klöster Abgaben zu leisten hatten, war das Klosterbier ein fester Bestandteil der Lieferungen. Jedoch war das meist aus Hafer hergestellte, mit oder ohne Honig versetzte Klosterbier, ein ziemlich dünnes Gebräu. Das mag der Grund dafür sein, dass sich die Mönche selber intensiv dem Bierbrauen widmeten, denn man suchte ein nahrhaftes und wohlschmeckendes Getränk zu den Mahlzeiten, die vor allem in der Fastenzeit ziemlich karg waren.

Es galt: Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht.

Also war Bier immer erlaubt, trotz einiger Versuche von tugendhaften Zeitgenossen, den Verbrauch per geistlicher oder weltlicher Verordnung einzuschränken. Und in der Tat nahm der Bierverbrauch in den Klöstern, wohl aufgrund der körperlichen Beanspruchung durch die Klosterarbeit und die umfangreichen Exerzitien, recht erstaunliche Ausmaße an: Immerhin berichten die Chronisten, dass es jedem Mönch erlaubt war, 5 Liter Bier am Tag zu sich zu nehmen. Man stelle sich vor, jeden Tag 5 Liter Bier zu trinken. Zur Erklärung: Dieses Bier war eine ziemlich dünne Suppe, doch nahrhaft und hatte nicht wirklich viel Alkohol intus, zumeist mit Wasser vermischt. Auch wurde dieses Bier als Armenbier an die Bevölkerung kostenlos ausgegeben.

Im nächsten Beitrag geht es um Ordensregeln und wie die Leute tatsächlich im Kloster lebten.

wir lesen uns!?

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Posted by lovefeet1973 in Allgemein, Unterwegs, 3 comments

Kloster gestern und heute…

Ich fange mit dem Gestern an und möchte ein paar Worte über Klöster im christlichen Sinne sprechen. Was ich vermeiden möchte, ist jemanden meine Meinung aufzubürden oder den Eindruck enstehen zu lassen ich wäre hier auf einer Mission unterwegs. Es geht einfach nur um Information und meine Erfahrungen im Kloster. Ich habe allergrößtes Verständnis, wenn es Leute gibt, die mit dem Thema nichts anfangen können oder wollen. aber die lesen diesen Text wahrscheinlich ohnehin eher nicht, wobei ich es nicht ausschließen möchte. Ich erhebe keinen Anspruch auf 100%ige Richtigkeit meiner Angaben, es soll ja auch keine Diplomarbeit darstellen. Es werden im Laufe der folgenden Zeilen viele bekannte Namen auftauchen. Auch den Unterschied zwischen benediktinischen Orden und den franziskanischen Orden werde ich noch kurz beleuchten.

Denkt man an ein Kloster, kommen einem unweigerlich Filme wie „Der Name der Rose“, „Der Glöckner von Notre Dame“ und ähnliche großartige Filme und Dokumentationen über Zeiten der Inquisition in den Sinn. Doch die Zeiten von christlichen Gemeinschaften fingen doch viel früher an. Die ersten urchristlichen Gemeinden bildeten sich in Jerusalem, daraus folgten weitere in Antiochia in Kleinasien und Syrien. Die Nachfolge Christi anzutreten hieß beileibe nicht alles stehen und liegen zu lassen um in Armut und Hunger zu leben, jedoch nach bestimmten Regeln und ethischen Werten, welche Christus zu seinen Lebzeiten zu vermitteln suchte. Der Grundgedanke ein gottgefälliges Leben zu führen ist zunächst kein verwerflicher. Würden alle Menschen alleine nur die zehn Gebote einhalten… Wir bräuchten keine weiteren Gesetzbücher. Nirgends.
Zunächst schlossen sich Einsiedler zusammen (in Ägypten und Palästina) um über bestimmte Dinge des Lebens zu meditieren und nachzudenken. Das erste und wahrscheinlich älteste bauliche Kloster ist das von Kopten errichtete Antoniuskloster in Ägypten. (Kopten sind die Einwohner Ägyptens, welche ägyptisch sprechen und dazu Christen sind, sehr einfach erklärt, das Thema ist sehr komplex.) Das Antoniuskloster wurde im 4. Jahrhundert auf einer Nilinsel von Pachimus, ein Schüler des hl. Antonius im etwa 3. Jahrhundert erbaut. Pachimus gründete noch viele weitere Klöster die zum Vorbild für spätere Ordensgemeinschaften wurden.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung, denn Geschichte entwickelt sich mit der Zeit. Jetzt kommt ein Name, der von Euch sicher schon mal gehört wurde: Benedikt von Nursia. Dieser war auch ein Einsiedler, welcher die Idee hatte eine Gemeinschaft zusammen zu rufen, eine (Ordens-) Regel aufstellte, welche unter dem Namen:“Ora et labora!“ (Bete und arbeite!) verschriftet wurde. Er lebte bis zum Jahr 555 und 529 baute er sein erstes Kloster in Montecassino auf. Diese Ordensregel ist bis heute für viele andere Ordensgemeinschaften eine Grundlage der Ordensgemeinschaften. (Benediktinisch geprägter Orden) Keineswegs beinhaltete diese Regel eine Anhäufung von wirtschaftlichen Gütern wie Gold, Geld und andere Annehmlichkeiten. Im Gegenteil, Gastfreundschaft, Krankenpflege, Bildung, Kunstfertigkeit und Seelsorge standen im Vordergrund. Bildung war für Seelsorge sowieso ein wichtiges Thema, Wissen über Natur und Dinge, Medizinkenntnisse, das Lesen und Schreiben, das Kopieren von Schriften, aber auch Ackerbau und Viehzucht gehörten zum klösterlichen Leben nach „Ora et Labora!“ einfach dazu.

Bis hier erstmal.

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