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Der Sturm. Gedanken um die stürmischen Zeiten. Auf See. Im Leben. Im Herzen.

Der Sturm. Gedanken um die stürmischen Zeiten. Auf See. Im Leben. Im Herzen.

„For all Crew: Safety sea, safety sea! For all Crew: Safety sea, safety sea! Safety Officer, please proceed to the bridge! Assesment Team: Standby! Medical Crew: Standby! Urgent!Urgent!“

Die Durchsage riss mich aus dem Schlaf. Wir waren etwa 4 Stunden von unserem Ausgangshafen Ushuaia entfernt, hatten Kap Hoorn hinter uns gelassen. Bestes Wetter, ruhige See, etwas Nebel. Die Gäste hatten ihr Diner schon serviert bekommen, es kehrte langsam Ruhe ein. Als ich die Augen öffnete merkte ich schon, dass das Schiff ordentlich schaukelte. Die Stabilisatoren waren wohl schon eingefahren. Ich kletterte aus meiner Koje und musste mich schon festhalten um nicht zu stürzen. Die Gläser auf dem Tisch rutschten ziellos hin und her. Ich nahm sie, stellte sie in das Schränkchen, verschloss es und sicherte alle beweglichen Teile in der Kabine. Stellte den Fernseher auf die Erde und zurrte ihn mit einem Gurt fest. Im Bad kam alles was sich bewegen konnte in einen Schrank. Dann zog ich die Rettungsweste an, ein hellgelbes Basecap mit der Aufschrift „Officer Crew“ und schlang mir einen Pullover um die Hüfte. So verließ ich, wie alle anderen den Crewbereich und eilte zu meiner Station, an der ich zu stehen hatte, bis der Kapitän weitere Anweisungen gab. Ich war dafür zuständig, den Küchenbereich räumen zu lassen, wenn der Befehl dazu kam. Die Küchencrew war damit beschäftigt Töpfe, Messer und andere Gegenstände zu sichern, damit diese nicht zu Geschossen wurden und Menschen verletzen konnten. Ich hatte bei einem bestimmten Zeichen dafür zu sorgen dass die Crew  die Küche verließ und die Türen hermethisch abzuschotten. Bei einem Feuer würde danach die Küche mit Co2 begast um die Flammen zu ersticken. Im Restaurant wurden die Tische abgedeckt, die Stühle mit eisernen Haken im Boden verankert, so dass diese sich nicht bewegen konnten, alle Schränke verschlossen und gesichert. Die Passagiere mussten auf ihrer Kabine bleiben, das zuständige Team kontrollierte ob alles seefest gemacht wurde. Das Schiff bäumte sich auf und schlug immer wieder mit dem Bug auf das Wasser, welches immer wilder wurde. Die Gischt schoss an die Fenster bis Deck 6. Es wurde immer schwieriger sich auf den Beinen zu halten. Da half nur: Breitbeinig wie ein Cowboy gehen, die Knie nie durchstrecken. Immer federnd bewegen. Eine Hand immer am Schiff. Die üblichen Funksprüche für die Crew quäkten durch die Funkgeräte. Der Kapitän versuchte das Schiff mit dem Bug auf die Wellen zu steuern. Ein Stahlschiff biegt sich unter solchen Wassermassen. Man hört es stampfen, krachen, ächzen. Ich hörte über Funk, dass es die Glasvitrine an der Bar auf Deck 8 nicht überlebt hat, keine Verletzten. Sie hatte sich aus der Verankerung gerissen und flog mit den Flaschen darin bis zum Fenster, wo sie zerbarst. Also, 5 Mann rauf und sie versuchten Schlimmeres zu verhindern. Ein Schiff auf Kurs zu halten bedeutet viel Erfahrung der Nautischen Besatzung. Draußen konnte man nicht mehr erkennen ob dort Meer oder Himmel zu sehen war. In solchen Breitengraden wurde es zu dieser Jahreszeit nicht mehr wirklich dunkel, höchstens diffuses Licht schimmerte. 8 lange Stunden in denen die Crew beruhigt werden musste, die Gäste betreut und versorgt werden mussten, 8 lange Stunden in welche selbst mir angst und bange war, denn so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Ich hatte selten Angst und ein Sturm hat mich nicht erschüttert, aber ein Orkan dieser Stärke kannte ich nicht. Naturgewalt pur, gefährlich für Leib, Seele und Schiff. Nach diesen langen Stunden beruhigte sich die See langsam wieder, die Windstärke sank auf 5, was immer noch ganz ordentlich war. Wir hatten das Zentrum des Orkans verlassen und steuerten auf ruhige Gewässer zu. Der Kapitän gab Entwarnung, ich gesellte mich zu meinen Offizierskollegen in die Messe, wo die nächste Einsatzbesprechung stattfand. alles musste wieder auf Vordermann gebracht werden. Der Betrieb musste ja weitergehen. Die Gäste wurden gut betreut und mit einem ausgezeichneten Service betüdelt. So, wie man es auf einem 5* Kreuzer erwartet. Dann kehrte irgendwann Normalität ein und wir konnten unsere Reise in die antarktische Wunderwelt fortsetzen. Niemals wieder habe ich so einen Sturm erlebt und ich darf sagen, dass ich viele Meere befahren habe.

Es war nur eine Situation in meinem Leben, mit dem Leben bin ich, Gott sei Dank, auch davongekommen. Aber es gibt ja auch noch andere Stürme im Leben. Wer mich kennt weiß um meinen Kampf im Sturm „Alkohol“. Jeder von uns hat stürmische Zeiten hinter sich. Oder noch vor sich. Depressionen, Existenzangst, Tod, Krebs, Arbeitslosigkeit, Selbstverachtung,  egal wie wir versuchen die Stürme zu benennen, jeder weiß einen, dem er einen Namen geben könnte. Wir waren etwa 90 Mann Besatzung auf dem Schiff und haben durch Zusammenhalt und Fachwissen den Orkan überlebt. Zusammenhalt bedeutet aber auch nicht nur davon zu profitieren, sondern auch andere am Zusammenhalt teilhaben zu lassen. Eigeninitiative ist gefragt. Helfen und helfen lassen ist das Zauberwort. Auch im echten Leben, im reellen Miteinander. Wer sich immer nur versteckt und darauf wartet gefunden zu werden muss sich nicht wundern, wenn er eben nicht gefunden sondern  übersehen wird. Das passiert ganz häufig. Jemand sagt: Mir hilft doch sowieso keiner! In dieser Aussage steht nämlich auch oft Folgendes: Ich will gar nicht, dass mir jemand hilft! Ich gefalle mir in der Opferrolle ganz prima. Mir geht es zwar nicht gut, aber ich kann damit leben. Und wehe jemand versucht mich aus dieser Rolle zu holen und in meine Komfortzone, die zwar nicht toll aber erträglich ist, einzudringen. Glaubt mir, ich weiß wovon ich rede. Aus meiner Sucht bin ich auch nicht alleine herausgekommen. Nur mit Hilfe von Fachleuten und Freunden. Und Menschen, die mir zu Freunden geworden sind. Es geht manchmal nur ZUSAMMEN. Der Mensch ist auch gar nicht dazu gedacht jedes Scheißproblem nur mit sich selber auszumachen und durchzustehen. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei…“ steht in irgendeinem alten Buch geschrieben. Und genau so ist es. Wenn wir Hilfe brauchen, müssen wir uns öffnen und zu unserem Problem stehen. Fragen:“Kannst DU mir helfen?“, „Möchtest DU mir helfen?“ sind da schon wahre Zaubersprüche, die ungeahnte Türen öffnen. Vielleicht klappt es nicht beim ersten Mal, dann kann man sich umdrehen und den Nächsten fragen. Ein Versuch ist es allemal wert. Oder nicht? Die andere Seite zu beleuchten ist auch interessant. Fragt jemand: „Kannst DU mir bitte helfen?“ bedeutet ja nicht zwangsläufig, DASS ich es KANN. Vielleicht geht es um etwas, wovon ich keine Ahnung habe, keinen Plan wo ich ansetzen könnte. Dann kommuniziere ich das aber auch und gebe offen und ehrlich zu, dass ich in diesem Fall eben nicht in der Lage bin. „Doch warte mal, ich kenne jemanden, der Dir wahrscheinlich eher helfen kann.“ Und zu guter Letzt gibt es auch noch eine dritte Möglichkeit. Die Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht wenige Selbsthilfegruppen sind genau deswegen entstanden und dort sind wahre Fachleute auf den spezifischsten Gebieten hervorgegangen.

Die Stürme des Lebens zu überstehen ist nicht einfach, doch zusammen kann man sie auf jeden Fall meistern. Vielleicht auch den nächsten. Dieser Text, Aufsatz oder wie auch immer ist bitte nicht als belehrend zu verstehen. Er soll Mut machen. In einer Welt, in der es um Krieg, Habgier, Mord, Corona und andere Fiesigkeiten geht, hilft es manchmal mutmachende Worte zu lesen. Oder zu hören.

In diesem Sinne.

Herzlichst

Freric

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Ich bin jemandem noch etwas schuldig. Eine Anekdote von meinen Schiffsreisen. Viel Spaß beim Lesen.

Wer sich die Seekarte im Bereich der kanarischen Inseln anschaut, wird bemerken, dass Madeira zwar dort in der Nähe liegt, jedoch nicht zu den Kanaren gehört. Die Kanaren gehören zu Spanien und Madeira gehört zu Portugal. Unsere Route startete damals auf Teneriffa und unser nächstes Ziel war Madeira. Dazwischen hatten wir einen Seetag, bedeutet, dass ein ganzer Tag gefahren wurde um unser Ziel zu erreichen. Auf so einem Seetag kann man eine Menge sehen… außer Wasser, Weite und Meer. Da dies der erste Tag einer neuen Reise war und einige unser Gäste nicht besonders seefest waren, fühlten sie sich ziemlich unsicher auf den Beinen, manche hatten einen flauen Magen. Wir von der Crew wussten, dass es an bestimmten Stellen auf der Route etwas schaukeliger war, wenn die Dünung von der Seite kam und das Schiff sich aufschaukelte. Wir nennen das „das Schiff rollt“. Und genau das machte einigen zu schaffen. Damit uns nicht die Teppiche und Möbel also gänzlich vollgekotzt wurden, legten wir massenweise Kotztüten an strategisch wichtige Stellen in den Restaurants aus, obwohl der Dampfer noch ziemlich ruhig im Wasser lag. Passagiere, die Langeweile haben, haben die Eigenschaft Fragen zu stellen. Fragen über die wir schmunzeln mussten, Fragen, die immer wieder gestellt wurden. Die Frage, ob die Crew auch an Bord schläft ist ein (zugegeben langweiliger) Klassiker, auf die wir stets antworteten:“Nein, wir werden täglich eingeflogen. Um 3:30h kommt der Helikopter und bringt uns an Bord.“

Doch zurück zu unseren besonderen Kotztüten. Natürlich wurden wir beim Frühstück immer wieder gefragt, wofür die Tüten denn da wären.

Unsere Antwort:“Das sind Frühstücksbeutel. Da können Sie, wenn sie wollen, noch ein paar belegte Brötchen einpacken und diese dann essen wenn Sie Hunger haben.“ Einige Passagiere taten das tatsächlich. Wir konnten nur mit dem Kopf schütteln. An Bord gibt es fast 24/7 etwas zu essen. Schließt ein Restaurant, öffnen 2 andere. Nun gut, wir fuhren eine Weile und das Schiff schaukelte sich langsam auf, die ersten Passagiere verschwanden auf ihre Kabine und diejenigen, die sich noch Brötchen eingepackt hatten kotzten in ihrer Frühstücksbeutel. Sie bedachten uns manchmal noch mit einem bösen Blick, die meisten mussten aber lachen. Zumindest wussten sie jetzt Bescheid.

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Uns geht es doch gut, oder?

Wie der ein oder andere mittlerweile mitbekommen hat, arbeite ich ausschließlich nachts. Da ich im Zeitungsdruck einer überregionalen Tageszeitung arbeite, ist dies auch kaum verwunderlich. Somit kann ich von mir behaupten, dass ich den Tag in der Regel verschlafe. Neben dem Essen und dasDrumherum, wie kochen oder einkaufen. auch das Rasenmähen blüht mir jetzt wieder regelmäßig. Und doch lese ich die Zeitung, sehe mir, soweit es geht, das Leben um mich herum an, schaue Nachrichten. Ihr seht also, ich bemühe mich um Aktualität und verschlafe die Zeit mit dem Coronavirus nicht, obwohl ein Dornröschenschlaf vielleicht helfen könnte. Vielleicht wacht man dann auf und die Welt wäre resettet. Ein schöner Gedanke, wie ich finde. Denn auch mir macht das Virus ganz schön Angst und ich versuche schon mich davon abzulenken, in welcher Art auch immer. Nur eines darf ich nicht. Mit dem Alkohol wieder anzufangen wäre für mich mein eigenes Todesurteil, selbst verkündet und sogleich vollstreckt. Also lass ich die Finger davon und hoffe, dass der Virus mich nicht hinrafft.
Aber davon mal ab. Wenn ich lese und höre, dass sich katholische Gemeinden darüber echauffieren, dass sie ihren Ritus in Gemeinschaft nicht ausüben dürfen und Gerichte damit beschäftigen… Da kommt mir die kalte Kotze hoch. Wenn ich heute in der Zeitung lesen muss, dass sich muslimische Mitbürger zum Freitagsgebet treffen, als hätten sie noch gar nichts von Corona gehört, bleibt mir vor Erstaunen der Mund recht weit offen stehen. Wenn ich lese, dass sich nicht angekündigte Demonstranten am Brandenburger Tor treffen um gegen die Abstands- und Versammlungsverordnungen zu demonstrieren… halte ich Buß- und Ordnungsgelder von mehreren tausend Euro für gerechtfertigt. Damit könnte man Beatmungsgeräte beschaffen – und zwar für diejenigen, die sie mit so einem Mist angesteckt haben.
Auch bin ich der Meinung, dass wir es, mit einem dreiwöchigen Kontaktverbot mit allem Drum und Dran, so wie wir es jetzt leben MÜSSEN, noch lange nicht geschafft haben und gehe davon aus, dass wir noch eine ganze Zeit so leben werden. Die Betonung liegt hierbei auf LEBEN.
Ich lerne zur Zeit dankbar zu sein. Für jede Kleinigkeit, über die ich vorher nie nachgedacht habe sondern für selbstverständlich hielt. Hoffentlich hält dieses Bewusstsein auch an, wenn das Virus längst an Schrecken, Angst und Sorgen verloren hat.
Was mir in den Sozialen Medien aufgefallen ist: Immer wieder kommen Kommentare wie: „Ihr Deutschen, stellt Euch nicht so an, in den USA gibt es viel mehr Opfer… und in Italien… und in Spanien…Euch geht es gut. Ihr jammert auf hohem Niveau!!!“
Ja, stimmt. Zumindest zum Teil. Solange es Menschen gibt, die sich in Deutschland über Verbote, Gesetze und Verordnungen hinwegsetzen, SCHEINT es uns noch gut zu gehen. Aber mal Hand auf´s Herz, das gibt es nicht nur in Deutschland. Auch in old good Germany gibt es Tote, Hinterbliebene, Waisen, kranke Menschen. Und auch bei uns wird es bald niemanden mehr geben, der nicht jemanden kennt, der daran verstorben ist. Wollt Ihr „Stellt Euch nicht so an“-Sager denn das nicht sehen? Oder geht es Euch nur um Zahlen, Daten und Fakten? Nach dem Motto: Uns geht es zahlenmäßig viel schlechter als Euch? Wollt Ihr Euch aufgrund dieser Zahlen irgendetwas erkaufen? Oder steckt da etwas anderes dahinter? Neid und Missgunst? Der Präsident der USA ist für mich ein narzistischer, kranker Choleriker, der viel zu spät gehandelt hat. Das gilt für andere Politiker genauso. Und ich werde trotzdem nicht mit dem Finger auf die USA zeigen und verkünden, dass es besser die USA so hart getroffen hat als uns. Denn auch da leben Menschen wie Du und ich. Menschen, die gerade arbeitslos geworden sind, Menschen, die auf den Fluren der überfüllten Krankenhäuser und auf den Straßen nach Luft ringen und den Kampf -gerade jetzt im diesem Augenblick- verlieren und alleine sterben. Und auch hierzulande gibt es mit Sicherheit Menschen die just in diesem Moment ihren letzten verzweifelten Atemzug machen. Und auch hier gibt es Verzweifelte, die sich vor lauter Angst das Leben nehmen, bevor das Virus zuschlägt. Auch hier gibt es einsame Menschen, die ihren Lebensmut verlieren. Aber auch hier gibt es Menschen, die um das Leben der anderen kämpfen – bis zur Erschöpfung. Auch hier gibt es Menschen, die sich um andere kümmern, um alte, kranke und bedürftige Menschen. Auch hier machen sich Eltern Sorgen um ihre Kinder. Und dies vollkommen zu Recht.
Mir braucht keiner zu kommen mit:“Stell Dich nicht so an, Du Waschlappen!“ Sollte doch einer auf diese Art und Weise kommen, werde ich ihm oder ihr schon etwas darauf erwidern – allerdings nicht so höflich wie es ansonsten mein Stil ist. Also, verpisst Euch, ihr „Euch geht´s ja gut“-Sager.Wenn ich zum Abschied zu jemanden sage:“Bitte bleiben Sie gesund!“, dann meine ich es so und nehme es nicht als Floskel. Nein, ich wünsche es jedem Menschen auf diesem Planeten.

In diesem Sinne
Bitte bleibt gesund.

Freric

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Oh, du fröhliche, oh du, ach Ihr wisst schon…

Da ist sie wieder, die alljährliche Vorweihnachtszeit. Dass sie eigentlich eine Fastenzeit ist, die Adventszeit, wissen nur Wenige. Eine Zeit zur Besinnung, eine Zeit an der man der Menschwerdung Christi gedenkt und dieses Fest, diese Freude mit dem Weihnachtsfest begeht. Ehrlich gesagt, meinethalben ist das Fasten out. Es sei denn man ist gesundheitlich angeschlagen und sollte auf ärztlichen Rat hin vielleicht das eine oder andere Festmahl bleiben lassen. Der Gesundheit wegen.
Wenn ich durch die Städte schaue, in fast jedem Dorf, sicher aber in jeder Stadt oder Gemeinde ist jetzt die Weihnachtsmarktsaison eröffnet, das alljährliche Konsumfestival mit klingender Münze und ebenso klingender Weihnachtsmusik, die aus allen Rohren und Röhren so lange abgefeuert wird, bis man es selber nicht mehr hören mag, oder kann. Glühwein, wahlweise mit oder ohne Schuss, Bratwürstchen, Lebkuchen und andere Leckereien an jeder Laterne. Nebenan in den Geschäften teilweise schon Winterschlussverkauf, wahlweise Black-Friday (Woche). Ich verurteile dieses Geschäft nicht, ich muss ja nicht dran teilnehmen, obwohl auch ich jemand bin, der seinen Lieben gerne etwas schenkt. Allerdings auch was anderes als Socken, Oberhemden oder Schlipse. Etwas Außergewöhnliches. Und dann muss ich doch los in das Getümmel, um genau dieses Etwas zu bekommen, was ich das gaaaaanze Jahr nicht bekommen kann. Und dann bin ich genau eben wie „Jedermann“, einer der wie „Jedermann“ eiligst seine Einkäufe erledigt, nach Hause eilt, nicht links oder rechts blickend, sich vor den PC setzt und Texte wie diese verfasst.
Es ist schwer sich dem Weihnachtstrubel zu entziehen. Unmöglich will ich nicht sagen, aber schwer.

Weihnachten, das Fest der Liebe… Damit ist zunächst nicht meine Liebe zu meiner Frau gemeint, sondern die Liebe Gottes zu den Menschen, indem er uns Christus seinen Sohn schenkt und einen neuen Bund schließen möchte. Diese Liebe ist gemeint. Dass die Menschheit hin ging und aus lauter Dankbarkeit diesen Christus ans Kreuz schlug, hatte weniger mit Liebe zu tun, als mit von Menschen geschürtem Hass.
Doch an diesen Weihnachtstagen gedenken wir der Liebe Gottes zu den Menschen. Auch wenn wir diese Liebe oft nicht wahrnehmen und uns mit Mindestlohn, Kriegen, der Nato, Terror allerortens, abgedrehten Präsidenten, Hass, Neid, Gier, Mord, Lügen und anderen Gaunereien, die Welt in der wir leben ganz schön hinrichten. Natürlich im weihnachtlichen Lichtermeer.
Und doch, da Christus als Kind zu uns kam, in seiner kindlichen Unschuld, in seinem kindlichen Vertrauen, spiegelt sich die Liebe Gottes wieder. Wenn sich in den Augen unserer Tochter die Lichter des Weihnachtsbaumes widerspiegeln, ihre neugierigen Blicke auf all den Glitzerkugeln ruhen, glaubt mir, ich halte inne und danke dem Herrgott für unser kleines Geschenk. Denn, Weihnachten ist auch das Fest der Familie. Doch es ist wie es ist. Nicht jeder hat oder hatte das Glück und die Freude innerhalb einer Familie aufzuwachsen um eine friedliche Zeit zu erleben. Einige haben Krieg erlebt und überlebt. Anderen war es nicht vergönnt mit Eltern aufzuwachsen. Krankheit, Alter, Einsamkeit, all diese Dinge begleiten die Menschen seit Anbeginn der Zeit und wer weiß, wie es uns einst ergehen wird. Ich für meinen Teil lebe mit einer Familie, wir haben zu essen und zu trinken und noch so manche Annehmlichkeiten. Klar gibt es Menschen, die sich den Luxus, den ich genieße, nicht leisten können. Deswegen braucht aber niemand ein schlechtes Gewissen zu haben, denke ich. Reich und arm gab es schon immer. Allerdings können wir versuchen die Menschen, die nicht mit Reichtum gesegnet sind, nicht zu vergessen und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Wir müssen oft nicht weit gehen um diese Menschen zu treffen. Vielleicht ist es der Nachbar oder die Nachbarin, vielleicht die alte Dame, die sich jeden Morgen ein Brötchen von gestern einpackt. Vielleicht ist es……

Nun, so denke ich über Weihnachten nach, über die Adventszeit und über den Lauf der Dinge.
Ich wünsche Euch eine gesegnete Vorweihnachtszeit und von Herzen Frohe Weihnachten.

Freric

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Ordensregeln im Mittelalter und heute.

Dem Kloster oblag im Mittelalter – in seinem Einzugsbereich – nicht allein die Pflicht, ein geistlicher, religiöser Stützpunkt des Glaubens zu sein, nein, das Kloster war – zu viel größerem Anteil – Bestandteil der weltlichen Gesellschaft: Es war Teil des Feudalsystems, nämlich als Lehnsherr für die Bauern und gleichzeitig Lehnsnehmer von der Kirche oder dem König. Das Kloster kümmerte sich um Kranke (Klosterapotheke), gab Reisenden Unterkunft, verlieh Gelder wie heute eine Bank, gab Sicherheit für das Alter, betrieb Handwerk, Landwirtschaft und Handel, oftmals auch eine Klosterschule. In vielen Klöstern gab es eine „Verweltlichung“. Ein Eintritt in ein Kloster hatte nicht immer religiösen Gründen erfolgte, sondern er wurde aus den weltlichen Motiven der Bereicherung (z.B. von Adelsfamilien im Mittelalter) und der sozialen Versorgung (z.B. von nicht erbberechtigten Bauernkindern, die keine wirtschaftliche Grundlage für die eigene Familiengründung hatten) getan. Da die religiösen Motive so bei einer großen Anzahl von Mönchen, oftmals auch beim Klostervorsteher, dem Abt, fehlte, wurde das gesamten Kloster oft verweltlicht. Dennoch: Klöster waren die Bewahrer der Kultur und Zentren der Bildung. Kulturelle Arbeiten wurden ausschließlich in Klöstern gefertigt, etwa Kopien alter Bücher. Es wurden Kunst- und Kulturgüter geschaffen. Zu nennen sind etwa die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches. Die Klöster praktizierten Landwirtschaft, Pflanzenzucht, sie entwickelten Kräuter- und Heilkunde und gaben sie an die umgebende Bevölkerung weiter. Das Kloster war somit im Mittelalter ein bedeutendes Entwicklungszentrum. Weitschauende Landesherren sahen diese Bedeutung und gründeten viele Klöster. Sie statteten sie mit weitreichenden Ländereien aus, oft in unterentwickelten Gegenden. Die Klöster wurden deshalb auch Stifte genannt (vom Landesherrn gestiftet).

Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Ebenso: Den Nächsten lieben wie sich selbst. Dann: Nicht töten. […] Nicht stehlen. Nicht begehren. Nicht falsch aussagen. Alle Menschen ehren. Und keinem anderen antun, was man selbst nicht erleiden möchte. Sich selbst verleugnen, um Christus zu folgen. Den Leib in Zucht nehmen. Sich Genüssen nicht hingeben. […] Den Zorn nicht zur Tat werden lassen. Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben. Keine Arglist im Herzen tragen. Nicht unaufrichtig Frieden schließen. Von der Liebe nicht lassen. Nicht schwören um nicht falsch zu schwören. Die Wahrheit mit Herz und Mund bekennen. Nicht Böses mit Bösem vergelten. Nicht Unrecht tun, vielmehr erlittenes geduldig ertragen. […] Nicht Stolz sein, nicht trunksüchtig, nicht gefräßig, nicht schlafsüchtig, nicht faul sein. Nicht murren. Nicht verleumden. […] Gottes Weisungen täglich durch die Tat erfüllen. Die Keuschheit lieben. Niemanden hassen. Nicht eifersüchtig sein. Nicht aus Neid handeln.  Streit nicht lieben. […]

Quelle: Benediktinerregel auf Kloster-Ettal.de

Diese Regel besteht nun fast seit 1400 Jahren und hat sich nicht wesentlich geändert. Auch die Gebetszeiten haben sich nicht grundlegend geändert, sind sie jedoch regional verschieden und auf die Aufgaben des Ordensmannes/frauen abgestimmt.

Der Mönch als Individuum war praktisch im Mittelalter nicht vorhanden, es galten strenge Regeln, nicht nur was die Gebetszeiten anbelangte. Hier ein Auszug der dazugehörigen Benediktinerregel:

Kapitel 28: Die Unverbesserlichen
Wenn ein Bruder öfter für ein Vergehen zurechtgewiesen und wenn er sogar ausgeschlossen wurde, sich aber nicht gebessert hat, verschärfe man die Strafe, das heißt, er erhalte noch Rutenschläge.
Wenn er sich aber auch so nicht bessert oder wenn er gar, was ferne sei, stolz und überheblich sein Verhalten verteidigen will, dann handle der Abt wie ein weiser Arzt.
Er wende zuerst lindernde Umschläge und Salben der Ermahnung an, dann die Arzneien der Heiligen Schrift und schließlich wie ein Brenneisen Ausschließung und Rutenschläge.
Wenn er dann sieht, dass seine Mühe kein Erfolg hat, greife er zu dem, was noch stärker wirkt: Er und alle Brüder beten für den kranken Bruder,
da der Herr, der alles vermag, ihn die Heilung schenkt.
Wenn er sich aber auch so nicht heilen lässt, dann erst setze der Abt das Messer zum Abschneiden an. Es gelte was der Apostel sagt: „Schafft den Übeltäter weg aus eurer Mitte.“ (1Kor 5,13)
Und an anderer Stelle: Wenn der Ungläubige gehen will, soll er gehen.“ (1Kor7,15)
Ein räudiges Schaf soll nicht die ganze Herde anstecken.

Kapitel 29: Die Wiederaufnahme von Brüdern
Es kann sein, dass ein Bruder eigenmächtig das Kloster verlässt und später wieder zurückkehren will.
In diesem Fall verspreche er zuerst gründliche Besserung von dem Fehlverhalten, das zum Austritt geführt hat.
Danach werde er aufgenommen, aber als letzter eingereiht; dadurch wird seine Demut geprüft.
Wenn er wieder austritt, werde er noch zweimal in dieser Weise aufgenommen. Er muss aber wissen, dass es danach keine Rückkehr mehr gibt.


Kapitel 30: Die Strafe bei Mangel an Einsicht
Nach Alter und Einsicht muss es unterschiedliche Maßstäbe geben.
Daher gelte: Knaben und Jugendliche oder andere, die nicht recht einsehen können, was die Ausschließung als Strafe bedeutet,
sollen für Verfehlungen mit strengem Fasten oder mit kräftigen Rutenschlägen bestraft werden. Sie sollen dadurch geheilt werden.

Soviel mal dazu. Im Großem und Ganzen kann man sagen, dass es kein Zuckerschlecken war als Mönch im Mittelalter,

Heute sind die Strafen nicht mehr ganz so drakonisch und die Regeln, die Bestrafungen nach sich ziehen gibt es zwar noch, sind aber eher symbolischer Natur zuzuordnen. Was die Gebetszeiten anbelangt hat sich nicht viel geändert:

Die Regel selbst schreibt acht Gebetszeiten (VigilLaudesPrimTerzSextNonVesper und Komplet) vor. Innerhalb einer Woche sollen alle 150 Psalmen des Alten Testamentes gebetet oder gesungen werden. Das geht als von mitten in der Nacht und über den Tag verteilt, zusätzlich zu einer hl. Messe täglich. Natürlich kann man heute, da Ackerbau und Viehzucht, sowie das handschriftliche kopieren von Büchern weitestgehendst in den Hintergrund geraten ist, nicht unbedingt an den vielen Gebetszeiten teilnehmen. Man holt dieses im stillem Gebet nach und versucht trotzdem seine Arbeit zu verrichten.

Mein Leben im Kloster

Ich habe mich in jungen Jahren schon für das Klosterleben interessiert. Da war ich gerade 12. Und weil das zu jung war, wurde ich Messdiener und atmete den Geruch von sehr alten Gemäuern ein. Da ich einige Patres kennen lernen durfte, hatte ich in meiner Jugendzeit auch Zutritt zu Orten, die den Touristen und Gästen des Klosters verwehrt blieben. Im Laufe der Jahre kannte ich jeden Winkel, jede geheime Treppe, jeden verwunschenen Ort in dem 700 Jahre altem Klostergemäuer. Kurzum, ich trat nach meiner Ausbildung in den Orden der Salvatorianer ein. Das geht natürlich nicht einfach so. Man kann da nicht einfach aufkreuzen mit einem: „Hallo, hier bin ich und ich mach jetzt mit!“ Nein, man schreibt seine Bewegründe auf und bewirbt sich um die Aufnahme als Kandidat. Das tat ich und die Ordensgemeinschaft, das Kapitel, stimmten zu. Allerdings musste ich meine Heimat verlassen und nach Münster zu der dortigen Gemeinschaft ziehen. Ein Jahr verging, in welchem ich theologische Vorlesungen besuchte, hauseigenen Unterricht bekam und auch sonst gut ausgebildet wurde im Sinne des Gründers P. Franziskus Jordan. By the way, ich hatte immer noch mein eigenes Konto, Hab und Gut. Ich ging vormittags einer bezahlten Arbeit nach und am Nachmittag nahm ich am Klosterleben teil. Mit allen Aufgaben und Pflichten, wie die anderen auch. Wieder wurde die Gemeinschaft gefragt ob ich als Novize geeignet bin. Wieder stimmten sie in geheimer Wahl für : JA. Und so ging es dann nach Passau in das Ausbildungshaus. Ein geregelter Tagesablauf gemäß der Regel. Nur nachts brauchten wir nicht zum Gebet aus dem Bett. Die Gebetszeiten beschränkten sich auf die Laudes, Mittagsgebet und die Vesper. Und jeden Tag eine Meditation für die Novizen. Zwischendurch Unterricht und Studium. Und Arbeit in der klostereigenen Obstplantage.
Mein Konto war eingefroren und ich brauchte auch nichts an den Orden bezahlen. Wir bekamen ein Handgeld, ich glaube es waren 20 DM im Monat. Mehr brauchten wir auch nicht. Wofür auch? Die Dinge des täglichen Bedarfs, (Seife, Zahnbürsten,etc) und Kost wurde vom Orden gestellt, Kranken- und Rentenversicherung weiter bezahlt. Selbst die Raucher wurden bedacht. alles in allem beileibe kein Leben im Luxus, aber das ist auch nicht Sinn der Sache. Mein Zimmer bestand aus einem Tisch, einem Bett, einem Kleiderschrank und einem Waschbecken. Duschen waren auf dem Gang. Ende. Kein Luxus. Aber einen wunderschönen Blick vom Klosterberg auf Passau hinab. Den werde ich nicht vergessen.
Das Essen war einfach aber gut. Gelernt habe ich nicht nur das theologische Einmaleins, sonder auch das Singen. Gregorianische Choralgesänge. Tolle Sache.

Tja, wie das Leben so spielt, ich habe mich in ein Mädchen verliebt und musste den Orden verlassen. Das ist halt so, so sind die Spielregeln. Diese Beziehung, wenn es überhaupt eine war, hielt genau zwei Wochen nach meinem Austritt an und ich musste mir einen Job suchen. Da fingen dann meine Schiffsreisen an.

So, ich hoffe Euch einen kleinen Einblick in das Klosterleben gewährt zu haben. Eines möchte ich noch sagen. Begenet Ihr eine Nonne, einem Pater oder Frater, einem Ordensmann/frau jedwelcher Religion, achtet sie. Sie tun mit ihrem Leben etwas Gutes. Vielleicht im Augenblick nicht für Euch, dann für jemanden anderes ohne Gegenleistung zu erwarten. Es spielt keine Rolle ob er/sie die Armenküche versorgt, sich um Kleiderspenden kümmert, Seelsorger ist, Notfallrettungsassistent ist, Lehrer an der Schule ist, in der Krankenpflege arbeitet oder als Professor an der Uni lehrt. Jeder hat seine Aufgabe in einer Glaubensgemeinschaft/Orden. Und jede einzelne Aufgabe ergibt ein Ganzes.

Ein Abschlusswort zum Thema Reichtum und Kirche.

Bitte unterscheidet zwischen Amtskirche und Ordenskirche. Wer meinen Artikel tatsächlich gelesen hat weiß woher die Amtskirche und die Klöster ihren Reichtum haben. Ja, es gibt viele Orden, die sich wenig Sorgen um Finanzen machen müssen. Bis jetzt. Das hat mehrere Gründe. Erstens, die Nachwuchssorgen. In unserer Gesellschaft ist es nicht mehr unbedingt en vouge ins Kloster einzutreten. Folglich schwinden die Mitgliederzahlen erschrecken schnell. Demzufolge müssen für bestimmte Aufgaben externe weltliche Mitarbeiter eingestellt werden, die im Gegensatz zu Ordensleuten bezahlt werden wollen. Zweitens, die Klöster als Bauwerk sind nur mit sehr viel Geld zu erhalten. Denkmalschutz, Sicherheit und Restaurierungen und Reparaturen an solchen Gebäuden sind sehr teuer und gehen in die Millionen, die manche Orden alleine nicht stemmen können. So ist es heute schon so, am Beispiel Kloster Steinfeld, dass sich Investoren darauf spezialisiert haben die Klostergebäude zu kaufen und zu vermarkten. Im Gegenzug dafür haben die Ordensleute lebenslanges Wohnrecht und freie Nutzung der Gebäude. Das hat zwar den Vorteil, dass die Ordensleute ein Wohnheim haben, ihren Aufgaben weiterhin nachkommen können, die Gebäudefinanzen vom Hals haben aber mit der klösterlichen Stille und Einkehr ist es vorbei. Vielleicht schreibe ich irgendwann mal einen Extraartikel.

Man sieht also: Reichtum, angehäuft, kann auch zurückschlagen. Jeder kennt es: Gebäude, die nicht bewohnt sind kosten Geld. Geld was die Ordensleute nicht mehr erwirtschaften können.

Danke für´s Lesen und Eure Geduld es bis hierher geschafft zu haben.

Herzlichst

Freric

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Klostergeschichte gestern und heute 2. Teil

Klostergeschichte gestern und heute 2. Teil

Wenn man nun bedenkt, dass Fürsten und Herrscher sich bis dahin fast nur um das eigene Wohl kümmerten, Steuern von Arbeitern und Bauern eintrieben, die Ressourcen schröpften und sich Reichtümer anhäuften, so kann man sich den Wunsch der Bevölkerung nach medizinischer Versorgung, Bildung und Wohlstand vorstellen. Klöster a la Benediktiner boten dies. Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens war in der breiten Masse kaum bis gar nicht vorhanden und war Ordensleuten und dem Adel vorbehalten. Der Adel schickte seine Nachkommen oft ins Kloster um dort ausgebildet zu werden. Normale Leute konnten sich dies in der Regel nicht leisten. Die Ausbildung war nicht billig zu haben und so kamen die Klöster zu Landbesitz und Geld. Sie wurden auch durch Schenkungen fürstlich entlohnt. Nicht selten vermachten weltliche Fürsten den Klöstern großzügige Spenden, in der Hoffnung dadurch doch noch ins Himmelreich zu kommen. Später wurden Ablassbriefe verkauft um an noch mehr Reichtum zu kommen. Außerdem wurden Landesfürsten vom König dazu verdonnert Abgaben an die Klöster zu entrichten. So kamen die Klöster zu viel Reichtum. Reichtum bedeutete aber auch Macht. Auch an Nachwuchs mangelte es nicht, denn es wurden üblicherweise mindestens ein Sohn oder Tochter einer Familie ins Kloster gesteckt, ob sie wollten oder nicht. Bestes Beispiel und bekannte Persönlichkeit war Hildegard von Bingen, welche später Äbtissin einer Benediktinerinnenabtei wurde.

Ein wesentlicher Aspekt in der (Kloster)- Kirchengeschichte ist die Vermischung von weltlichen Herrschern und geistlichen Führern.
Man muss unterscheiden zwischen der Weltkirche, unterteilt in Diözesen und Gemeinden, Bistümer) und der klösterlichen Welt.
Die weltliche Kirche verlieh Ämter wie Bischof, Kardinalswürden, ernannte Erzbischöfe und gleichzeitig damit verbunden waren Ländereien, Steuerrecht und andere Annehmlichkeiten an weltliche Fürsten, die zum Teil verheiratet waren und Kinder hatten. Das hatte zur Folge, dass diese Ämter beim Versterben desjenigen einfach weitervererbt wurden. So konnte es passieren, dass auf einmal ein zwölfjähriger Junge mal eben Bischof wurde. Alles in einem war es ein riesengroßer Klüngel mit vielen Streitereien und Krieg. Die endgültige Trennung von Staat und Kirche vollzog sich wesentlich später und ist nach gängiger Lehrmeinung immer noch nicht gänzlich vollzogen.

Die Klöster unterstanden dem ansässigen Bischof, hatten im täglichen Politikgeschehen sicherlich eine Menge zu sagen waren dabei aber meistens im Hintergrund die Strippenzieher. Die meisten Ordensleute taten ihre Arbeit, versuchten autag gemäß ihrer Regel zu leben.

Damit dieser Beitrag nicht ganz zu trocken wird, wenden wir uns einer genüßlichen Sache zu. Dem BIER.
Man sagt den Benediktinern nach, dass sie das Brauen erfunden hätten. Das stimmt nicht ganz, vergorene Flüssigkeiten aller Art gab es schon im frühen China oder im Nahen Osten. Wir kennen alle Bilder von dicken Mönchen mit eine großem Krug Bier in der Hand.

Bierherstellung gleich Frauensache. Das änderte sich erst kurz vor der Jahrtausendwende. Das Christentum war im 6. und 7. Jahrhundert durch irische Missionare nach Europa gekommen. Als Karl der Große im Jahre 800 n. Chr. deutscher Kaiser wurde, gab es alleine in Bayern 300 Klöster, von denen einige schon seit 150 Jahren Bier brauten: sogenannte Klosterbrauereien.

Als festgelegt wurde, dass die weltlichen Fürsten an die Klöster Abgaben zu leisten hatten, war das Klosterbier ein fester Bestandteil der Lieferungen. Jedoch war das meist aus Hafer hergestellte, mit oder ohne Honig versetzte Klosterbier, ein ziemlich dünnes Gebräu. Das mag der Grund dafür sein, dass sich die Mönche selber intensiv dem Bierbrauen widmeten, denn man suchte ein nahrhaftes und wohlschmeckendes Getränk zu den Mahlzeiten, die vor allem in der Fastenzeit ziemlich karg waren.

Es galt: Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht.

Also war Bier immer erlaubt, trotz einiger Versuche von tugendhaften Zeitgenossen, den Verbrauch per geistlicher oder weltlicher Verordnung einzuschränken. Und in der Tat nahm der Bierverbrauch in den Klöstern, wohl aufgrund der körperlichen Beanspruchung durch die Klosterarbeit und die umfangreichen Exerzitien, recht erstaunliche Ausmaße an: Immerhin berichten die Chronisten, dass es jedem Mönch erlaubt war, 5 Liter Bier am Tag zu sich zu nehmen. Man stelle sich vor, jeden Tag 5 Liter Bier zu trinken. Zur Erklärung: Dieses Bier war eine ziemlich dünne Suppe, doch nahrhaft und hatte nicht wirklich viel Alkohol intus, zumeist mit Wasser vermischt. Auch wurde dieses Bier als Armenbier an die Bevölkerung kostenlos ausgegeben.

Im nächsten Beitrag geht es um Ordensregeln und wie die Leute tatsächlich im Kloster lebten.

wir lesen uns!?

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