Am 8. März ist Weltfrauentag, lieber Leser. Es wird ein Tag, an dem besonders für Frauenrechte gedacht, in Erinnerung gerufen und gefordert wird. Zu Recht, wie ich meine. An anderer Stelle werde ich dazu bestimmt näher eingehen. Ich schreibe diesen Artikel, Aufsatz oder Blogeintrag schon jetzt, damit ich nicht mit dem Weltfrauentag kollidiere und in eine bestimmte Schublade gesteckt werde, in welche ich mit Sicherheit nicht hineingehöre. Und gleich zu Anfang möchte ich eines klar darstellen:
Ich blogge auf meiner Seite zuweilen über Themen im BDSM-Bereich und lasse auch verschiedenen Gastautoren/innen und ihren Gedanken freien Lauf. Ich denke wir stimmen alle überein, dass BDSM und häusliche Gewalt, in welcher Form auch immer, nichts, aber auch gar nichts gemein haben. Denn was bei häuslicher Gewalt im Gegensatz zur Gewalt wie Spanking, Bondage, Whipping etc., etc. im BDSM fehlt ist der wichtigste Aspekt: Der Konsens. Das gegenseitige Einverständnis und der freie Wille auf beiden Seiten.
Hier soll es heute über häusliche Gewalt gegen Männer gehen. Bitte keinen Aufschrei á la: „Gewalt gegen Frauen gibt es doch auch!“ oder so. Ja, die gibt es. Ist mir bekannt und es ist mindestens genauso schlimm als umgekehrt. Wie gesagt, ein anderes Mal.
I.
Es gibt nicht viele Quellen oder Berichte seitens behördlicher Stellen welche auch nur ansatzweise reelle und aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zu diesem Thema liefern können. Doch in einem Artikel des Ärzteblattes geht hervor, dass mindestens 1 Millionen Männer in Deutschland jährlich der häuslichen Gewalt durch ihre Partnerin/Partner ausgesetzt sind. Da dürfte die Dunkelziffer noch dazu kommen. Ich möchte mich aber gar nicht in Zahlen ausdrücken. Fakt ist jedoch, dass es diese Form der Gewalt eben auch gibt und sie sich in grob in drei Bereiche aufteilen lässt. Fakt ist auch, dass betroffene Männer nicht gerne, und schon mal gar nicht im Freundes- und Bekanntenkreis oder gar in der weiteren Familie, darüber sprechen wollen oder können. Zu groß ist die Scham, die Peinlichkeit zugeben zu müssen, dass die Partnerin/Partner (bei homosexuellen Paaren, der Einfachheit halber bleibe ich ab jetzt bei Partnerin…Sie wissen was gemeint ist…) Gewalt gegen die eigene Person ausübt.
Wer glaubt, dass mit häuslicher Gewalt lediglich das Schlagen mit der Hand/Faust oder das Treten mit den Füßen gemeint ist, irrt leider. Denn die drei großen Bereiche der häuslichen Gewalt lassen sich wie folgt darstellen:
Die körperliche Gewalt:
Hierzu gehören u.a. und im Besonderen geschlagen, geohrfeigt, getreten, verhauen werden, Verletzungen wie z. B. Schnittwunden, Knochenbrüche, Quetschungen oder Verbrennungen erleiden, richtig eingesperrt werden, gefesselt oder anderweitig in Ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Die Palette ist beliebig erweiterbar, der Phantasie der Menschen ist leider auch hier keine Grenze gesetzt.
Natürlich kann man sich fragen, warum gestandene Männer sich so behandeln lassen… Davon später mehr. (Stichwort: emotionale Abhängigkeit)
Die psychische Gewalt:
Hier wäre im Besonderen schikaniert, ignoriert, schwer beleidigt, eingeschüchtert oder gedemütigt werden, angeschrien, erpresst oder zu etwas gezwungen werden, zu nennen.
Die sexuelle Gewalt:
Es wird interessant, denn selbst hier ist, genau für diesen Punkt, für viele Experten Schluss und ist schlussendlich leider auch nicht genau ausgeforscht. Kann ein Mann von einer Frau vergewaltigt werden? Ist ein Mann, wenn er physisch erregt ist auch immer gleichzeitig psychisch erregt? In den USA gab es Fälle, bei denen Frauen sich mit Waffengewalt Sex vom Ehemann/Freund/Verlobten erzwungen haben. Man darf davon ausgehen, das dies in aller Herren Länder ebenfalls vorkommt. Ein Erektion ohne Lustempfinden zu bekommen ist wirklich kein Kunststück. Auch Angst spielt bei der Erektion eines Mannes durchaus eine bedeutendere Rolle als bisher angenommen. Insofern würde ich zur Eingangsfrage mit einem klaren JA votieren. Eine Erektion kann erzwungen werden, durch Waffengewalt können ungewollte sexuellen Handlungen erzwungen werden.
II.
Fragt man nach den Gründen, warum Partner Gewalt ausüben erfährt man häufig als Ursache, dass die Gründe in einer „verkorksten“ Kinder und Jugendzeit oder aus schlechten Erfahrungen einer oder mehreren früheren Beziehungen zu suchen sind. Dies dürfte auch als die häufigste „Entschuldigung“ zu werten sein, tut jedoch der Sache an sich keinen Abbruch, denn die Gewalt wird weiter ausgeübt. Die eigene Unzufriedenheit, ein sich steigerndes Sichselbstgefallens in der Rolle des dominanten Partes in negativem Sinne, wachsender Sadismus im krankhaftem Sinne spielen unter anderem eine große Rolle bei diesen Menschen.
III.
Wie gehen Männer mit häuslicher Gewalt für gewöhnlich um und warum lassen sie sich diese gefallen?
Oben angemerkt ist das Stichwort „emotionale Abhängigkeit“, ein immens wichtiger Aspekt. Man liebt den Partner, vielleicht ist es nur eine vorübergehende Phase, möglicherweise sind Kinder im Haushalt oder es besteht zudem noch eine finanzielle Abhängigkeit. Häufigerweise ist es tatsächlich so, dass Männer dem gewaltausübendem Partner aus dieser Krise heraus helfen möchte. Oder eben alles, aber auch alles, versucht um dem Partner zu gefallen und wieder Harmonie herzustellen. Denn möglicherweise liebt man diese Person, mit all ihren Macken. Und strudelt in die Abhängigkeit hinein und muss irgendwann scheitern.
Beleuchtet man einen weiteren Aspekt, dem gesellschaftlichen nämlich, kann man zu dem Schluss kommen, dass das gesellschaftliche Bild des Mannes als Ernährer, Beschützer, den liebenden Ehemann und Vater immer noch vorherrscht. In vielen Beziehungen klappt das hervorragend. Und daran ist auch nichts verkehrt. Solange dieses Bild einer harmonisierenden Beziehung aufrecht erhalten bleiben kann. Wie es hinter den Kulissen aussieht sehen Außenstehende meist nicht. Denn oftmals kracht es dort gewaltig. Sehr wenige Männer, die der Gewalt des Partners ausgesetzt sind, möchten, dass es das soziale Umfeld erfährt. Man möchte vermeiden als schwach und wehrlos (als Mann!!!) dargestellt zu werden. So etwas ist im Weltbild der nach Macht, Anerkennung und Geltung strebenden Gesellschaft einfach nicht vorgesehen. Nach wie vor nicht. Lieber Leser, warum gibt es einen Weltfrauentag? Weil die Gesellschaft es bis heute vielerorts nicht auf die Kette bekommen hat die Damen der Schöpfung aus dem Förmchen des braven Eheweibs, welches dem Herrn die Pantoffeln reicht, kocht und den Haushalt besorgt, die Kinder erzieht, sich um Hund und Garten kümmert und eventuell noch ehrenamtlich arbeitet, herauszubekommen. Wie schwerfällig die Gesellschaft sein kann zeigt, dass Frauen erst seit dem 12. November 1918 in Deutschland wählen durften. Vor 1958 durften Frauen den Führerschein erst machen, nachdem der Ehemann dieses erlaubt hatte. Es gibt so viele Beispiele in denen Männer wie Frauen in Rollen gepresst werden, dass man der Individualität des Einzelnen keine Rolle mehr zuspricht. Da können noch so viele Gesetze zur Gleichberechtigung von Mann und Frau erlassen werden, wenn sie gesellschaftlich nicht anerkannt werden, sind sie zumeist ideologisch machtlos.
Und so werden Mann, wie Frau katalogisiert. Wenn jemand aus dieser Form ausbricht, wird er/sie entweder gefeiert oder niedergemacht.
Im Fazit gibt es also mehrere Gründe warum Männer der häuslichen Gewalt eben nicht die Stirn bieten. (können)
-es ist schwer sich als Opfer zu sehen
-Männer schämen sich Opfer eines „vermeintlich“ Schwächeren zu sein.
-das eigene Selbstbild soll nicht zerstört werden.
-Männer reden nicht gerne über Details von erlittenen Gewalttaten
-Männer haben Angst davor, dass man ihnen nicht glauben könnte und vielleicht als Täter hingestellt werden.
-Viele Männer wissen nicht wohin sie sich wenden können.
IV.
Fazit
Es gibt sie. Häusliche Gewalt. An Männern. An Frauen. An Kindern. Die Gründe sind so vielfältig wie so Vieles auf diesem Planeten. Nur wenn wir aktiv helfen und aufklären kann sich diese Gesellschaft wandeln.
Es war mir ein Anliegen aus besonderem Anlass.
V.
Anlaufstellen:
0800/1239900 Hilfetelefon für Männer
https://weisser-ring.de/praevention/tipps/gewalt-gegen-maenner
gib-dich-nicht-geschlagen.de
Schutzwohnung.de
Ich habe mich einiger Quellen bedient.
aerzteblatt pp 16 Ausg. März 2017
deutsche welle „Männer als Opfer“
Neon: „Was für eine Pussy! warum über sexuelle Gewalt an Männern kaum gesprochen wird“
Wenn es ein Thema ist, welches Euch interessiert hat, wenn es Euch angesprochen hat, wenn Ihr wen kennt, der wen kennt, der Opfer ist oder sein könnte… macht ihn auf diesen Artikel aufmerksam. Teilt ihn, wenn möglich auf Twitter, Facebook oder sonstwo.
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